Wie lernen Menschen am besten – und was bedeutet das für die betriebliche Weiterbildung? Wer Bildungsmedien entwickelt oder Trainings plant, steht oft vor der Frage: Wie kann ich Menschen mit unterschiedlichen Lernbedürfnissen erreichen – und zwar so, dass wirklich etwas hängen bleibt? Die Antwort liegt in der Didaktik. Genauer: im Verstehen verschiedener Lerntypen – und darin, wie man sie sinnvoll anspricht.
Lerntypen verstehen – für wirksamere Weiterbildungskonzepte
In der betrieblichen Weiterbildung hat sich einiges getan. Wo früher Seminare mit Frontalunterricht dominierten, setzen moderne Unternehmen heute auf eine breite Palette an Lernformaten – von interaktiven Web Based Trainings (WBTs) über Videos bis hin zu selbstgesteuertem Microlearning. Doch diese Vielfalt ist nur dann effektiv, wenn sie durchdacht und didaktisch fundiert eingesetzt wird.
Das Konzept der Lerntypen ist dabei kein starres Modell, sondern eher ein hilfreiches Werkzeug. Es hilft dabei, Lernangebote so zu gestalten, dass möglichst viele Menschen abgeholt werden – nicht, indem man jeden in eine Schublade steckt, sondern indem man Vielfalt ermöglicht.
Welche Lerntypen gibt es?
Die Einteilung in Lerntypen ist ein didaktischer Klassiker. Auch wenn moderne Didaktik nicht mehr an feste Typologien glaubt, lässt sich aus der Idee dennoch viel Praxis ableiten. Hier ein Überblick über die gängigsten Lerntypen:
1. Der visuelle Lerntyp:
Diese Menschen lernen über Bilder, Grafiken, Diagramme oder visuell aufbereitete Inhalte. Klare Strukturen, Farben, Symbole und Videos helfen ihnen, Informationen einzuordnen und zu behalten.
2. Der auditive Lerntyp:
Er lernt besonders gut über das Hören – etwa durch gesprochene Inhalte, Diskussionen, Podcasts oder Videos mit Sprechertext. Wichtig ist hier eine angenehme Sprachführung und ein nachvollziehbarer Aufbau.
3. Der motorische bzw. haptische Lerntyp:
„Learning by doing“ ist für ihn das A und O. Der Lernerfolg entsteht durch aktives Tun: Klicken, Ausprobieren, Mitmachen. Interaktive Lernformate, Übungen und Fallbeispiele eignen sich hier besonders gut.
4. Der kognitive bzw. abstrakt-analytische Lerntyp:
Dieser Typ liebt es, Konzepte zu verstehen, Inhalte zu hinterfragen und systematisch zu verarbeiten. Er braucht Struktur, Tiefe und Anknüpfungspunkte für analytisches Denken.
5. Der kommunikative Lerntyp:
Austausch steht für ihn im Vordergrund. Lernen gelingt ihm durch Diskussionen, Gruppenarbeiten oder den Austausch in Foren. Das gemeinsame Erarbeiten von Inhalten wirkt hier besonders nachhaltig.
Viele Menschen kombinieren mehrere dieser Ansätze in sich. Deshalb gilt: Je vielseitiger das Lernangebot, desto höher die Chance, dass es wirkt.
Digitale Bildungsmedien: Volles Potenzial für unterschiedliche Lerntypen
Gerade digitale Lernformate bieten hier ein enormes Potenzial – wenn sie klug umgesetzt sind. Ein gutes WBT oder ein interaktives Video kann mehrere Lerntypen gleichzeitig ansprechen:
-
Visuell: durch klar strukturierte Visualisierungen, gezielt eingesetzte Farben und erklärende Animationen, die Zusammenhänge sichtbar machen
-
Auditiv: durch hochwertige Sprechertexte und Sounddesign, das Betonungen setzt und dabei nicht ablenkt, sondern unterstützt
-
Kognitiv: durch systematische Inhalte, zusätzliche Arbeitsmaterialien, Transferaufgaben und ein Abschluss-Quiz
-
Motorisch: durch interaktive Elemente – Klickflächen, Drag & Drop, Simulationen oder VR/AR-Übungen
- Kommunikativ: durch Wiederholungen des Gelernten, in der Zusammenarbeit mit Peer-Groups, oder als derzeit noch eher experimentelle Sequenz: Lernen durch Erklären – KI geprüft auf Richtigkeit
Gute digitale Medien erzählen nicht nur, sie aktivieren. Und genau das ist der entscheidende Unterschied.
Darüber hinaus bieten digitale Medien einen entscheidenden Vorteil: Sie lassen sich flexibel in den Arbeitsalltag integrieren. Kurze Lerneinheiten lassen sich an die Aufmerksamkeitsspanne der Tagesform anpassen, abwechslungsreiche, interaktive Darbietungsformen halten die Aufmerksamkeit und motivierende Elemente wie Fortschrittsanzeigen, Belohnungsanimationen oder Zertifikate unterstützen die nachhaltige Lernwirksamkeit – für jeden Lerntyp.
Lernen im Wandel – und was Didaktik daraus macht
Dass Lernen heute anders aussieht als noch vor 20 Jahren, ist kein Zufall. Die Fülle an Informationen, die Geschwindigkeit der Arbeitswelt und die Individualisierung der Lebenswege haben das Lernverhalten verändert. Wo früher eine Tagesveranstaltung als Weiterbildung galt, braucht es heute mehr: flexibles, zielgerichtetes, nachhaltig wirksames Lernen – oft mitten im Arbeitsalltag.
Moderne Didaktik reagiert darauf. Im Studium – aber vor allem in der Praxis – wird heute interdisziplinär gedacht: Psychologie, Neurowissenschaften, Pädagogik und Technik greifen ineinander. Begriffe wie Lernpfadgestaltung, Instruktionsdesign oder Learning Experience Design zeigen: Die Gestaltung von Bildungsmedien ist heute ein komplexes Handwerk – aber eines, das sich auszahlt.
Was bedeutet das für Unternehmen?
Wer Lernerfolg fördern will, sollte nicht nur Inhalte planen, sondern auch Erlebnisse. Das heißt nicht, dass jedes Training ein Feuerwerk sein muss – aber es sollte passend sein. Passend zur Zielgruppe, zur Situation, zum Ziel.
Ein gutes Lernangebot…
-
bietet verschiedene Zugänge für verschiedene Lerntypen.
-
erlaubt Flexibilität in der Nutzung – zeitlich wie methodisch.
-
aktiviert, statt nur zu informieren.
-
begleitet den Lernprozess – etwa durch Reflexionsimpulse, Wiederholungen oder Micro-Assessments.
Kurzum: Didaktik ist kein Selbstzweck. Sie ist das Werkzeug, mit dem Lernen nicht nur möglich, sondern wirksam wird.