Weiterbildung remote: Talente erkennen und Mitarbeitende gezielt fördern

In vielen Branchen hat sich das Benefit der hybriden oder 100% remote-Arbeit bereits fest etabliert. Doch wie können Unternehmen in dieser neuen Realität sicherstellen, dass ihre Mitarbeitenden weiterhin gefördert werden? Und vor allem: Wie erkennt HR fair Talente, wenn nicht all physisch im Büro präsent sind?

 

Talente erkennen – auch aus der Ferne

Das zu schaffen birgt einige Herausforderungen:

  • Fehlende informelle Beobachtung
    Ohne persönliche Begegnungen fehlen spontane Eindrücke über Hard Skills, z.B. ob mangels Wissens Workarounds oder externe Hilfe zum Ziel geführt haben
  • Verlust nonverbaler Hinweise
    Mimik, Körpersprache, Soft Skills und soziale Dynamiken, sowie Soziale Kompetenzen, Teamfähigkeit und emotionale Intelligenz sind schwerer zu erkennen, wenn sich Interaktionen hauptsächlich auf strukturierte, sachliche Meetings beschränken
  • Geringere Sichtbarkeit „stiller Talente“
    Introvertierte oder zurückhaltende Mitarbeitende, können unter dem Radar bleiben, obwohl sie großes Potenzial haben.
  • Verzerrte Wahrnehmung durch digitale Kommunikation
    Wer sich schriftlich oder in Meetings eloquent ausdrückt, erscheint oft kompetenter als andere, die mündlich oder schriftlich weniger überzeugend, aber fachlich stark sind
  • Erhöhter Eigenverantwortungsdruck für Talente
    Mitarbeitende müssen ihre Erfolge aktiv kommunizieren und sich selbst um Sichtbarkeit, Feedback und Förderung bemühen, was nicht allen gleichermaßen leichtfällt und zu Fehleinschätzungen führen kann
  • Erschwertes Gesamtbild
    Leistungsdaten wie abgeschlossene Aufgaben oder Projektzahlen sind oft sichtbar, aber versteckte Talente wie Innovationskraft, Problemlösungskompetenz oder strategisches Denken bleiben unerkannt
  • Schwierige Identifikation von Leadership-Potenzial
    Führungsqualitäten zeigen sich oft in spontanen Interaktionen und souveräner Konfliktlösung. Jedoch werden Teamdynamik oder informelle Führungsrollen remote weniger wahrgenommen.

Ein Personalentwicklungsteam, das die Mitarbeitenden nicht mehr direkt im Alltag begleitet, z.B. weil sie sich nicht ständig im Büro über den Weg laufen oder den direkten Kontakt in großen Unternehmen mit Tausenden von Mitarbeitenden weltweit verlieren, steht vor einer besonderen Herausforderung: Wie erkennt HR Potenzial, wenn keine persönlichen Begegnungen stattfinden? Die Antwort liegt in datenbasierten Analysen und einer gezielten Feedback-Kultur.

Moderne HR-Software kann helfen, Muster zu erkennen: Wer bringt sich proaktiv in Projekte ein? Wer zeigt Eigeninitiative und findet kreative Lösungen? Gleichzeitig ist es wichtig, regelmäßige Feedbackgespräche mit den Mitarbeitenden, ihren Führungskräften und Kolleg:innen zu fördern. 360-Grad-Feedback kann hier wertvolle Einblicke liefern.

 

Praxisbeispiel: Talentförderung im Remote-Setting

Ein Unternehmen führt quartalsweise ein Peer-Review-System ein. Mitarbeitende bewerten sich gegenseitig auf Basis konkreter Projekte. Die HR-Abteilung kombiniert diese Erkenntnisse mit Leistungsdaten aus den internen Tools und erkennt so Mitarbeitende mit besonders hohem Entwicklungspotenzial. Solche Talente können gezielt angesprochen und auf Wunsch gefördert werden – mit Mentoring-Programmen oder individuellen Weiterbildungsangeboten.

 

Weiterbildung in verteilten Teams

Traditionelle Weiterbildungsmaßnahmen leben oft vom direkten Austausch. Workshops, Seminare oder Training-on-the-Job – all das funktioniert im klassischen Büroalltag hervorragend. Doch wenn Teams über verschiedene Standorte oder Zeitzonen verteilt sind, braucht es neue Konzepte.

Der erste Schritt zur Lösung: Eine Weiterbildungsstrategie entwickeln, die sowohl synchrone als auch asynchrone Formate nutzt. Das bedeutet, dass Mitarbeitende sich Wissen im eigenen Tempo aneignen können, aber auch interaktive Elemente wie virtuelle Workshops und Mentoring-Gespräche integriert werden.

 

Web-Based Trainings als Schlüssel zur digitalen Weiterbildung

E-Learning hat sich längst als feste Größe in der betrieblichen Weiterbildung etabliert. Doch nicht jedes Web-Based Training (WBT) erfüllt seinen Zweck. Erfolgreiche Online-Trainings zeichnen sich durch Interaktivität, praxisnahe Inhalte und eine modulare Struktur aus.

Unternehmen sollten darauf achten, dass WBTs nicht nur „abgespulte“ Lerninhalte sind, sondern echte Anwendungsfälle aus dem Unternehmensalltag behandeln. Ein interaktives Training, das Mitarbeitende mit praxisnahen Aufgaben herausfordert, bleibt nachhaltiger im Gedächtnis als eine bloße Präsentation.

 

Fazit: Weiterbildung muss flexibel und strategisch sein

Remote-Arbeit bedeutet nicht, dass Weiterbildung und Talentmanagement auf der Strecke bleiben müssen – im Gegenteil. Unternehmen, die auf moderne Analysetools, interaktive Lernformate und eine starke Feedback-Kultur setzen, sind langfristig im Vorteil. Entscheidend ist, Mitarbeitende proaktiv einzubinden und ihnen eine Lernumgebung zu bieten, die sowohl individuell als auch kollaborativ funktioniert. Nur so lassen sich Talente entdecken, entwickeln und langfristig binden.